top of page

Wie Händler eine CPO-Uhr prüfen – Ein Blick hinter die Kulissen

  • CPO.watch Redaktion
  • 15. Nov.
  • 2 Min. Lesezeit

Certified Pre-Owned ist kein Schlagwort, sondern ein definierter Prozess.Bevor eine Uhr ein CPO-Siegel erhält, durchläuft sie eine technische, optische und dokumentarische Prüfung, die weit über eine normale „Gebrauchtprüfung“ hinausgeht. Viele Hersteller – vor allem Rolex, Cartier, IWC – geben genaue Richtlinien vor, die autorisierte Händler einhalten müssen.

Der folgende Überblick zeigt, wie ein professioneller Händler eine Uhr auf CPO-Niveau prüft und dokumentiert.

1. Dokumentationsprüfung: Herkunft & Vollständigkeit

Bevor die Uhr überhaupt geöffnet wird, erfolgt die Bestandsaufnahme des Sets:

  • Seriennummernprüfung (Werk vs. Gehäuse)

  • Abgleich mit Hersteller-Datenbanken (sofern zugänglich)

  • Prüfung der Papiere (Garantie, Kaufdatum, Händlerstempel)

  • Kontrolle des Zubehörs (Box, Booklets, Ersatzglieder)

  • Abgleich von Seriennummern-Varianten (Lasergravur, Rehautgravur, Typenschilder)

Händler prüfen hier auch, ob Anzeichen für Manipulationen vorliegen – z. B. geänderte Böden, nachgestanzte Papiere oder untypische Abweichungen.

2. Äußere Sichtprüfung: Gehäuse, Band, Glas

Der optische Zustand wird dokumentiert, bevor eine Aufbereitung erfolgt.Wichtige Punkte:

  • Kratzer, Dellen, Haarrisse

  • Politurzustand (zu oft poliert? verrundete Kanten?)

  • Zustand des Glases (Kanten, Abplatzer, Spannungsrisse)

  • Lünette: Klickverhalten, Harz- oder Keramikbeschädigungen

  • Armband: Stretch-Messung, Verschleiß, Schließenfunktion

  • Dichtungen und Tubus auf äußere Abnutzung

Eine gute CPO-Prüfung beinhaltet Fotos des Ausgangszustands, um Transparenz zu schaffen.

3. Gehäuseöffnung & Werkzustand

Im nächsten Schritt wird die Uhr geöffnet.Der Händler – oder die Werkstatt – prüft:

  • Zustand der Dichtungen

  • Werkverschleiß (Automatikmodul, Räderwerk, Lagersteine)

  • Schmiermittelzustand

  • Zustand der Unruh und Spirale

  • Beschädigungen durch Feuchtigkeit oder Stöße

  • Echtheit aller Werkkomponenten (Rotor, Brücken, Gravuren)

Hersteller wie Rolex und Cartier verlangen, dass nur Originalteile verbaut werden dürfen. Austausch durch Fremdteile führt zum Ausschluss aus dem CPO-Programm.

4. Gang- und Funktionsprüfung

Die Uhr wird auf der Zeitwaage und im Testlauf geprüft.Typische Messpunkte:

  • Gangabweichung in 5–6 Lagen

  • Amplitude

  • Abfallfehler

  • Aufzugsleistung (manuell und Rotor)

  • Gang über 24–48 Stunden

  • Komplikationen: Datumssprung, Chronographen, GMT-Funktion, Zeitzonen

CPO-Händler halten hier in der Regel die COSC-Toleranzen ein, auch wenn die Uhr formell keine Chronometer-Zertifizierung besitzt.

5. Dichtigkeits- / Wasserdichtigkeitsprüfung

Ein Pflichtpunkt im CPO-Prozess.Getestet wird:

  • Unterdrucktest

  • Überdrucktest

  • Prüfung bis zum Herstellerwert (z. B. 100 m / 300 m)

Nur wenn alle Werte im grünen Bereich sind, wird eine neue Dichtung verbaut und die Wasserdichtigkeit bestätigt.

6. Aufbereitung – aber kontrolliert

Wichtig: CPO bedeutet Aufbereitung nach Herstellerrichtlinie, nicht „Uhr sieht wie neu aus“.

Typische Arbeiten:

  • Gehäusefinish: Satinierung, Politur, je nach Modell Ombre-Effekte

  • Reinigung von Band und Gehäuse

  • Austausch von Verbrauchsteilen (Kronendichtung, Tubus, Federstege)

  • Glaswechsel nur bei Notwendigkeit

  • Verbot von „Überpolitur“ → Kanten, Proportionen und Fasen müssen erhalten bleiben

Damit bleibt das Objekt authentisch, nicht verfälscht.

7. Abschluss, Dokumentation & Garantie

Am Schluss erhält die Uhr:

  • Prüfprotokoll

  • Dienstleistungsnachweise

  • CPO-Zertifikat des Herstellers oder Händlers

  • Neue Garantie (1–2 Jahre je nach Marke)

Erst danach darf sie offiziell als Certified Pre-Owned angeboten werden.

Fazit

Eine CPO-Uhr ist nicht einfach „gebraucht“, sondern technisch und optisch durchgeprüft, dokumentiert und definiert. Der Prozess reduziert Risiken für Käufer drastisch und sorgt dafür, dass die Uhr nicht nur echt, sondern auch technisch gesund ist.

Damit schafft CPO ein Niveau an Transparenz, das im offenen Zweitmarkt sonst selten zu finden ist.

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
CPO-Garantie: Was deckt sie wirklich ab?

Was leistet eine CPO-Garantie und wo liegen die Grenzen? Eine sachliche Erklärung der Unterschiede zwischen Hersteller- und Händler-Garantie – kompakt und verständlich.

 
 
 

Kommentare


bottom of page